Review

Yvonne Adhiambo Owuor: Dust

// Black HERstory Month

// Im Februar 2020 habe ich eine Reihe an Empfehlungen für Bücher von weiblichen bzw. female presenting Schwarzen, afrikanischen Autor*innen auf Instagram hochgeladen. Im deutschsprachigen Raum sind Schwarze Autor*innen ohnehin unterrepräsentiert, von Schwarzen Autor*innen Afrikas, die nicht in der europäischen oder amerikanischen Diaspora sozialisiert wurden, hört man so gut wie gar nichts. Hier die Rezension zu dem zweiten Buch, das ich im Rahmen des Black History Month empfohlen habe. Ich nehme in diesen Rezensionen grundsätzlich Bezug auf die englischen Originalversionen (in manchen Fällen auch Übersetzungen) der Romane. Auf deutsche Übersetzungen weise ich hin.

8. Yvonne Adhiambo Owuor: Dust

Die Assoziation mit Red Dust von Gillian Slovo, einem Roman über Truth and Reconciliation in Südafrika, war für mich als Leserin automatisch. Das ist natürlich meinen speziellen Lesegewohnheiten und dem südafrikanischen Kanon geschuldet, mit dem ich selbst aufwuchs, und dennoch gibt es Parallelen, denn auch in Owuors Roman geht es um die Umstände und Grenzen des Verzeihens. Verzeihen wird dem semantischen Rahmen allerdings nur bedingt Gerecht, denn es geht um forgiveness, das Verzeihen als politischen Akt, der der Gewalt trotzt, und um Versöhnung als Notwendigkeit.

Der Roman spielt 2007, zu Zeiten einer, um es extrem milde auszudrücken, umstrittenen Präsidentschaftswahl in Kenia, die die Korruption und Gewaltbereitschaft der politischen Elite und ihren Machthunger offen zur Schau trägt. Vor diesem realem Hintergrund setzt Owuor sich die komplexen Begegnungen fiktionaler und fiktionalisierter Charaktere in Szene.

Allzu viel möchte ich an dieser Stelle gar nicht verraten, es sei nur erwähnt, dass der Roman eine Psychotopographie Kenias ist. Owuor hat eine eindrucksvolle, sehr poetische Sprache, mit der sie ebenso eindrucksvolle Bilder zeichnet. Auf jeden Fall lesenswert.

Auf Deutsch erschienen bei DuMont als Der Ort, an dem die Reise endet, übersetzt von Simone Jakob.

 

       Bild von Marie Minkov (@mmariemkv auf Instagram)