Review

Chibundu Onuzo:

The Spider King’s Daughter

// Black HERstory Month

// Im Februar 2020 habe ich eine Reihe an Empfehlungen für Bücher von weiblichen bzw. female presenting Schwarzen, afrikanischen Autor*innen auf Instagram hochgeladen. Im deutschsprachigen Raum sind Schwarze Autor*innen ohnehin unterrepräsentiert, von Schwarzen Autor*innen Afrikas, die nicht in der europäischen oder amerikanischen Diaspora sozialisiert wurden, hört man so gut wie gar nichts. Hier die Rezension zu dem neunten Buch, das ich im Rahmen des Black History Month empfohlen habe. Ich nehme in diesen Rezensionen grundsätzlich Bezug auf die englischen Originalversionen (in manchen Fällen auch Übersetzungen) der Romane. Auf deutsche Übersetzungen weise ich hin.

9. Chibundu Onuzo: The Spider King’s Daughter

Geschichten über Spinnen und Spinnengötter sind im westlichen Afrika stark verbreitet. Die ghanaische Trickstergottheit Anansi ist for better or worse spätestens seit dem Auftauchen in Neil Gaimans American Gods auch im Westen ein Begriff. Und bei den Hausa in Nigerien gibt es ebensolche Mythen um Spinnen, die hier zwar selten Gottheiten sind, aber oft als Boten diverser Gottheiten agieren und klüger sind als andere Tiere.

In Onuzos Debüt aus dem Jahr 2012 ist die Spinne aber auf den ersten Blick westlich, das heißt vor allem negativ konnotiert, als fettes Tier, das inmitten eines komplizierten Netzes aus Korruption und Gewalt darauf wartet, zuzuschlagen. Abike, die Tochter eines Oligarchen, der die titelgebenden spinnenhafte Züge dieser Art verkörpert, ist in Luxus aufgezogen wurde. Sie  rebelliert gegen ihren Vater, indem sie mit dem Eisverkäufer Runner G anbandelt. Runner G selbst lebte nicht immer in den Armenvierteln Lagos, hat sich aber mittlerweile in das System eingefügt. Um systematische, stereotype Lesarten von Personen geht es in dem Buch vor allem, denn diese sind es, die zu Missverständnissen führen, zwischen Abike und Runner G, und den Menschen in ihrer Umgebung. Obwohl es gerade zu Anfang in diesem Debüt einige Elemente gibt, die nicht ganz aufgehen, wird es zum Ende hin immer aufregender. Onuzo schafft es vor allem, ein Gefühl für die Stadt Lagos zu entwickeln, das auch in Welcome to Lagos, ihrem zweiten Roman, der 2017 erschien, noch einmal aufgegriffen wird.

The Spider King’s Daughter ist bei Faber and Faber erschienen. Bislang liegt keine Übersetzung vor.

 

 

       Bild von Marie Minkov (@mmariemkv auf Instagram)