Review
Imbolo Mbue:
Behold the Dreamers
// Black HERstory Month
// Im Februar 2020 habe ich eine Reihe an Empfehlungen für Bücher von weiblichen bzw. female presenting Schwarzen, afrikanischen Autor*innen auf Instagram hochgeladen. Im deutschsprachigen Raum sind Schwarze Autor*innen ohnehin unterrepräsentiert, von Schwarzen Autor*innen Afrikas, die nicht in der europäischen oder amerikanischen Diaspora sozialisiert wurden, hört man so gut wie gar nichts. Hier die Rezension zu dem elften Buch, das ich im Rahmen des Black History Month empfohlen habe. Ich nehme in diesen Rezensionen grundsätzlich Bezug auf die englischen Originalversionen (in manchen Fällen auch Übersetzungen) der Romane. Auf deutsche Übersetzungen weise ich hin.
11. Imbolo Mbue: Behold the Dreamers
Zugegeben, das ist ein bisschen Cheating, denn Imbolo Mbue hat einen US-amerikanischen Pass und bezeichnet sich selbst als amerikanische Schrifstellerin. Bis zu ihrem achtzehnten Lebensjahr wuchs sie jedoch im Kamerun auf, ehe sie in die Staaten emigrierte. Solche Kompromisse habe ich öfter schließen müssen beim Erstellen dieser Liste, aber wahrscheinlich keinen lieber als diesen hier. Denn Mbues Erstlingswerk “Behold the Dreamers” ist wirklich, wenn der Pun an dieser Stelle entschuldbar ist, a sight to behold.
Fünf Jahre lang schrieb Mbue an dem Roman, der die Geschichte von Jende und Neni Jonga, Einwanderern nach New York City, erzählt. Jende wird schon bald in den Dienst der enigmatischen Banker-Familie Edwards aufgenommen wird, hinter deren Fassade sich dunkle Geheimnisse verbergen. Als 2008 die Finanzkrise die Existenz der Edwards und damit Jendes Arbeit bedrohen, müssen Nene und er eine unmögliche Entscheidung fällen. So klischiert auf den ersten Blick diese Zusammenfassung wirken mag, Mbue gelingt es auf geschickte Art und Weise und mit sprachlicher Finesse Themen der Zugehörigkeit, der Immigration, des weißen Privilegs und migrationsbedingter Armut zu verhandeln. Treibendes Motiv, neben der Dekonstruktion des guten alten American Dream, sind hierbei Ängste und der Umgang mit ebendiesen Ängsten. Genauer gesagt, wann es sich lohnt, gewohnte gegen neue Ängste auszutauschen, und wie Ängste im Allgemeinen in Solidarität überwunden werden können. Denn, wie es im Roman heißt: Why should a man intentionally live his life with one kind of anxiety followed by another?
“Behold the Dreamers” ist in deutscher Übersetzung von Maria Hummitzsch als “Das geträumte Land” bei Kiepenheuer & Witsch erschienen.
Bild von Marie Minkov (@mmariemkv auf Instagram)