Review

Nnedi Okorafor:

Who Fears Death

// Black HERstory Month

// Im Februar 2020 habe ich eine Reihe an Empfehlungen für Bücher von weiblichen bzw. female presenting Schwarzen, afrikanischen Autor*innen auf Instagram hochgeladen. Im deutschsprachigen Raum sind Schwarze Autor*innen ohnehin unterrepräsentiert, von Schwarzen Autor*innen Afrikas, die nicht in der europäischen oder amerikanischen Diaspora sozialisiert wurden, hört man so gut wie gar nichts. Hier die Rezension zu dem zwölften Buch, das ich im Rahmen des Black History Month empfohlen habe. Ich nehme in diesen Rezensionen grundsätzlich Bezug auf die englischen Originalversionen (in manchen Fällen auch Übersetzungen) der Romane. Auf deutsche Übersetzungen weise ich hin.

Content Note: Sexualisierte Gewalt, Colorism

12. Nnedi Okorafor: Who Fears Death

Nnedi Okorafor ist eine meiner größten Schreibinspirationen. Zum einen weil sie so unapologetically das schreibt, was für sie wichtig ist. Was sie möchte. Und zum anderen, weil sie großartige, afrikazentrierte  Science Fiction- und Fantasy-Geschichten schreibt.

Genauso wie ich hat Okorafur es  satt, dass Afrika-zentrierte Geschichten oft aus westlich-zentrierten Kontexten heraus geschrieben wird; dass nicht unterschieden wird zwischen verschiedenen afrikanischen Ländern und Traditionen, wenn es um Geschichten aus der (Schwarzen) Diaspora geht. Gleichzeitig ist ihr, wie auch mir, bewusst, wie essentiell eine panafrikanische Solidarisierung aus afrikanischer Perspektive ist. Ihr Schreiben versucht eine Brücke zu Schlagen, indem sie Africanfuturism als Grundsatz anwendet. In ihrem Blog beschreibt sie den Unterschied zwischen Africanfuturism und Afrofuturism (einem Label, das sie für ihre Bücher ablehnt) wie folgt:

Africanfuturism is similar to “Afrofuturism” in the way that blacks on the continent and in the Black Diaspora are all connected by blood, spirit, history and future. The difference is that Africanfuturism is specifically and more directly rooted in African culture, history, mythology and point-of-view as it then branches into the Black Diaspora, and it does not privilege or center the West.”

Okorafur, deren Eltern 1969 in den USA studierten und aufgrund des nigerianischen Bürgerkrieges nicht nach Nigeria zurückkehren konnten, schreibt schon lange Fantasy und Science Fiction. Sie wuchs in Amerika auf, verbrachte aber seit frühester Kindheit viel Zeit in Nigeria und hat eine starke Verbindung mit dem Land und der dortigen Mythologie. Who Fears Death, das von HBO als Serie aufgegriffen wurde und sich in Produktion befindet, gewann mehrere wichtige Science Fiction-Preise in einer Domäne, die nach wie vor notorisch weiß und männlich dominiert ist.

Das Buch spielt in einer postapokalyptischen Zukunft des Sudans, in der die helleren Nuru die dunkleren Okeke unterdrücken. Die Protagonistin Onyesonwu, die Tochter einer Okeke-Mutter, die von dem Nuru-Zauberer Daib vergewaltigt wurde. Onyesonwu bricht auf, um ihren Vater Daib mit ihren eigenen magischen Fertigkeiten zu bezwingen. Die Geschichte, von einem Artikel eines Schwarzen Pärchens, das sich mit allen Mitteln ein “helles” Kind wünschte, inspiriert, greift Aspekte wie Colorism, afrikanische patriarchale Strukturen, Frauenrollen und mythologische Verklärungen auf geschickte Art und Weise auf, und ist fast schon nebenbei eine großartige Sci Fi-/Fantasy-Story, die ihresgleichen sucht. Mit mehr Africanfuturism wäre diese Welt auf jeden Fall eine bessere.

Who Fears Death ist deutscher Übersetzung von Claudia Kern als Wer fürchtet den Tod bei Cross Cult erschienen.

 

 

       Bild von Marie Minkov (@mmariemkv auf Instagram)